Ilona Mezzadri: „Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt“

21 April 2022 ,

Entdecken Sie unsere Reiter-Botschafter durch ihre Geschichten. Heute stellen wir Ihnen Ilona Mezzadri vor, eine junge 17-jährige Reiterin, die ihr Bestes gibt, um ihr Studium und ihre Leidenschaft zu verbinden.

„Ich habe gelernt, zunächst selbst Fortschritte zu machen und so auch meine Pferde voranzubringen“

 

Dies ist die Geschichte eines Wunderkinds des Reitsports und einer hervorragenden Schülerin. Die Geschichte einer 17-Jährigen, der die Siege nicht zu Kopf steigen und die auch langfristig auf dem Boden bleiben will. Ilona Mezzadris Eltern kommen nicht aus der Pferdewelt: Ihr Vater ist Unternehmer und ihre Mutter war zunächst in der Kommunikationsbranche und später als Dozentin für bildende Kunst tätig.

Meine Eltern sind sehr ruhig und überlegt. Sie haben mir beigebracht, mich selbst infrage zu stellen. Wenn es ein Problem gibt, ist daran nie das Pferd schuld, sie würden nie vorschlagen, es einfach auszutauschen! Ich habe gelernt, zunächst selbst Fortschritte zu machen und so auch meine Pferde voranzubringen.

Bereits im Alter von sechs Jahren konnte Ilona mit ihrem Shetlandpony erste kleine Siege verbuchen. Später wurde sie Teil der französischen Pony-Mannschaft, mit der sie 2019 bei den Europameisterschaften in Polen mit zwei Bronzemedaillen bleibende Erinnerungen schaffen konnte. Mit ihrem fantastischen Callas Rezidal Z konnte Ilona vier Jahre lang verschiedene Siege bei Großen Preisen erreiten. Noch lieber ist sie jedoch bei den Nationenpreisen dabei, bei denen sie als vierte und letzte Reiterin für Frankreich startet und das Teamergebnis maßgeblich von ihr abhängt.

„Denn für mich ist es wichtig, unvoreingenommen zu bleiben und nicht die ganze Zeit nur an Pferde zu denken“

 

Ilona liebt den Turniersport. Auch wenn das Reiten ihre gesamte Freizeit in Anspruch nimmt, möchte sie weiterhin eine möglichst normale Schulausbildung erfahren. In Paris besucht sie den wissenschaftlichen Zweig eines Gymnasiums mit angepassten Stundenplänen, in dem sich neben ihr noch 20 weitere Spitzensportler aus den unterschiedlichsten Disziplinen befinden:

Tennis, Schwimmen, Golf, Fechten, Tanz, Eishockey … bei uns sind viele verschiedene Sportarten vertreten und wir können uns über unsere Erfahrungen austauschen. Wir reden viel über unsere Termine, unsere individuelle Vorbereitung und unsere Methoden, mit dem Druck umzugehen. Das ist für uns alle sehr bereichernd. Ich wollte auf keinen Fall eine Fernschule besuchen, denn für mich ist es wichtig, unvoreingenommen zu bleiben und nicht die ganze Zeit nur an Pferde zu denken. Für mein psychologisches Gleichgewicht ist es entscheidend, dass ich mit offenen Augen durch die Welt gehe“. Ein Hauch von Normalität in ihrem Leben als Champion.

„Ich finde, dass es gerade in meinem Alter wichtig ist, viel Zeit mit den Pferden zu verbringen“

Der Präsenzunterricht muss mit dem täglichen Training von fünf Pferden in Einklang gebracht werden. Von Ilona erfordert dieser Rhythmus eine eiserne Disziplin. Ihr Tag beginnt um 7 Uhr morgens. Aus dem Pariser Vorort fährt sie eine Stunde mit dem Zug zu ihrem Gymnasium im vierzehnten Arrondissement, wo der Unterricht um 9 Uhr beginnt und sich äußerst intensiv gestaltet.

Bis 13.30 Uhr folge ich ohne Pause fünf Unterrichtseinheiten von je 50 Minuten. Danach holt mich meine Mutter Ambre mit dem Auto ab und eine Stunde später kommen wir in den Stallungen von La Clémenterie im Departement Yvelines an, wo ich trainiere.

Unterwegs genießt Ilona die von Ambre zubereiteten Salate und anderen kleinen Gerichte, ab spätestens 15.00 Uhr sitzt sie bis in die frühen Abendstunden auf dem Pferd. Bis sie sich um ihr Spitzenpferd Arcy Fou sowie die anderen Tiere gekümmert hat und wieder zu Hause ist, ist es oft 20.30 Uhr.

Ich reite und pflege jeden Tag sechs Pferde und außer bei großen sportlichen Events habe ich keinen Groom. Ich finde, dass es gerade in meinem Alter wichtig ist, viel Zeit mit den Pferden zu verbringen und möglichst viel selbst zu handhaben, denn dabei man lernt viel über die Tiere.

Ilona Mezzadri Springpferd CSO

Ihre Eltern und ihr Trainer: eine unglaubliche Unterstützung für Ilona

 

Um die reiterliche Karriere ihrer Tochter begleiten zu können, hat Ilonas Mutter ihren Beruf aufgegeben. „Sie übernimmt alle administrativen Aspekte für die Turniere und hilft mir bei der Pflege der Pferde. Sie hat sich mittlerweile richtig in die Tiere verliebt, obwohl sie selbst gar nicht reitet. Meine Eltern und ich sind ein echtes Team.“ Eric Denarnaud coacht Ilona seit mittlerweile neun Jahren und ist zu einem festen Bestandteil dieses Dream-Teams geworden:

Wir verstehen uns ohne Worte, ich muss ihn manchmal nur ansehen, um zu verstehen, was er von mir erwartet. Eric begleitet mich zu allen Turnieren und hat mir beigebracht, erfahrene Reiter zu beobachten und meine eigenen Leistungen zu analysieren.

Der Trainer hat Ilonas reiterlichen Erfolg beständig gefördert und sie auch während des heiklen Übergangs von den Pony-Turnieren in den Großpferdesport begleitet. „Seit ich elf war, hat Eric mich vermehrt auf Großpferde gesetzt. So ist die Umstellung für mich ganz natürlich abgelaufen.

Mit dem zarten Arcy Fou, der mit seiner breiten Blesse an ein Indianerpony erinnert, gewann sie 2020 auf Anhieb den Großen Preis beim CSIO der Jungen Reiter im französischen Fontainebleau.

Das Abitur letztlich auch nur ein Großer Preis wie jeder andere

 

Auch für die Saison 2022 hat Ilona sich einiges vorgenommen. Sportlich führt ihr Weg sie erneut zum CSIO Fontainebleau und danach hoffentlich bis zu den Europameisterschaften in Oliva, Spanien. In schulischer Hinsicht steht dieses Jahr das Abitur an. Ilona hofft, es mit der Note „Sehr gut“ abzuschließen und möchte danach ein Wirtschaftsstudium beginnen. Auch diesen wichtigen Termin geht die junge Reiterin mit Ruhe und Gelassenheit an – ganz so, wie sie auch einen Springparcours handhabt. Denn schließlich ist das Abitur letztlich auch nur ein Großer Preis wie jeder andere!

 

 

Wir freuen uns, dass Ilona zu unseren Botschaftern zählt und wir sie bei diesen Projekten begleiten werden. Wir danken ihr, dass sie ihre Erfahrungen mit uns geteilt hat.

 

Interview von Céline Gualde
Bildnachweis: Christophe Tanière