Equitherapie oder wie man das Reiten in den Dienst der Behinderung stellt

24 March 2025

Begegnung mit Amandine – Gründerin des Vereins Regar2Moi

Pferdetherapie, ein Mittel zur Entfaltung für neuroatypische Menschen

Im Bereich der Behinderung zeichnen sich bestimmte therapeutische Methoden durch ihren innovativen und fürsorglichen Ansatz aus. Die Equitherapie, bei der das Pferd als therapeutischer Vermittler eingesetzt wird, ist eine davon. Wir haben uns mit Amandine getroffen, der Gründerin des Vereins Regar2Moi, der eine einzigartige Betreuung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit neurologischen Entwicklungsstörungen anbietet.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Geschichte des Vereins, die Vorteile der Pferdetherapie, die materiellen Herausforderungen und die Partnerschaft mit Horse Pilot.

Vorstellung des Vereins Regar2Moi: Eine Aufgabe zur Begleitung junger neuroatypischer Menschen

Horse Pilot: Hallo Amandine, vielen Dank für dieses Gespräch. Können Sie uns zunächst kurz den Verein Regar2Moi und seine Hauptaufgabe vorstellen?

Amandine: Natürlich. Der Verein Regar2Moi hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit neurologischen Entwicklungsstörungen, die oft als neuroatypisch bezeichnet werden, zu begleiten. Zu diesen Störungen gehören Autismus, Aufmerksamkeitsstörungen mit oder ohne Hyperaktivität (ADHS) sowie einige seltene genetische Erkrankungen, die die motorische und kognitive Entwicklung beeinträchtigen können.

Unser Ziel ist es, diesen jungen Menschen zu helfen, ihre Fähigkeiten in mehreren Bereichen zu entwickeln: Denken, soziale Interaktion, emotionaler Ausdruck und Motorik. Wir möchten ihnen einen Raum zur Entfaltung bieten, in dem sie in ihrem eigenen Tempo Fortschritte machen können, während sie von Wohlwollen umgeben sind.

Horse Pilot: Sie nehmen also nur Personen mit diesen Störungen auf?

Amandine: Ja, hauptsächlich. Einige der Menschen, die wir begleiten, haben auch körperliche Behinderungen, aber wir sind auf neurologische Entwicklungsstörungen spezialisiert. Unser Ansatz basiert auf mehreren Achsen: der kognitiven Entwicklung, der Schaffung sozialer Bindungen und der Arbeit an Emotionen.

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Die Entstehung des Verbands

Horse Pilot: Wie ist der Verband entstanden?

Amandine:Der Verein wurde vor zehn Jahren gegründet, kurz nach meinem Psychologiestudium. Nichts hat mich dazu prädestiniert, im Behindertenbereich zu arbeiten, aber die Situation junger Menschen mit Autismus hat mich berührt. Der Mangel an Plätzen in spezialisierten Einrichtungen zwingt sie oft dazu, zu Hause zu bleiben, was eine eklatante Ungerechtigkeit darstellt.

Dies hat enorme Auswirkungen auf die Familie: Ein Elternteil muss oft aufhören zu arbeiten, um sich um das Kind zu kümmern. Der Verein entstand aus dem Wunsch heraus, einen Ort zu schaffen, an dem diese jungen Menschen gefördert und bei der Entwicklung ihres Potenzials begleitet werden können.

Pferde-Therapie als Kern des Ansatzes

Horse Pilot: Sie integrieren auch die Pferdetherapie in Ihre Arbeit. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Amandine: Seit ich sechs Jahre alt bin, habe ich mich schon immer für Pferde begeistert und ihre therapeutische Wirkung entdeckt, als ich behinderte Jugendliche in die Ställe meiner Freunde brachte. Sehr schnell habe ich festgestellt, wie sehr das Pferd die Entfaltung und das Wohlbefinden fördern kann.

Heute haben wir mehr als 40 Pferde in der Vereinigung, sowie andere Tiere, die aus verschiedenen schwierigen Situationen gerettet wurden (Zirkusse, Schlachthöfe, Zuchtbetriebe). Die Kinder entwickeln sich in dieser fürsorglichen und natürlichen Umgebung, was ihr Wohlbefinden fördert.

Die Wohltaten der Pferdetherapie: Wenn das Pferd zum Spiegel der Emotionen wird

Horse Pilot: Was sind die konkreten Vorteile der Pferdetherapie für die jungen Menschen, die Sie betreuen?

Amandine: Die Reittherapie wirkt auf mehreren Ebenen. Einerseits hilft sie, die Motorik, das Gleichgewicht und die Koordination zu entwickeln. Andererseits hat sie einen wichtigen Einfluss auf der emotionalen Ebene.

Das Pferd wirkt wie ein Spiegel: Es spiegelt die Emotionen und Spannungen der Jugendlichen wider, was uns ermöglicht, eine therapeutische Arbeit zu beginnen. Manche Pferde zeigen Verhaltensweisen, die mit den Emotionen der Jugendlichen in Resonanz stehen, manchmal ohne dass sie sich dessen bewusst sind.

Ich erinnere mich an ein junges Mädchen, das Schwierigkeiten hatte, mit ihren Freundinnen zu interagieren. Vor der Sitzung aß sie Kirschen von einem Baum, ohne auf ihre Aufforderungen zu reagieren, mit ihnen zu spielen. Später, während der Sitzung, als sie auf Karl, dem Pferd, ritt, blieb es unter einem Baum stehen und begann, Blätter zu fressen, genau wie das Kind. Dies ermöglichte es ihr, sich ihrer eigenen Haltung bewusst zu werden und über ihre Beziehungen nachzudenken.

Die erforderliche Ausstattung und die Herausforderungen bei der Einrichtung

Horse Pilot: Benötigen Sie eine spezielle Ausrüstung, um diese Reittherapiesitzungen durchzuführen?

Amandine: Wir versuchen, die Belastung für das Pferd zu minimieren, indem wir weiche Halfter oder angepasste Sättel verwenden. Für die Reittherapie benötigen wir keine spezielle Ausrüstung. Für die angepassten Reitstunden brauchen wir eher einen Sattel, um die Kinder festzuhalten.

Eine weitere Herausforderung ist der Zugang zu den Pferden auf den Weiden: Wenn es regnet, werden die Wege schlammig und unpassierbar, was den Zugang für einige Kinder einschränkt. Wir arbeiten an der Gestaltung der Wege, um die Sicherheit zu verbessern und die Interaktion mit den Pferden zu erleichtern.

Horse Pilot: Haben Sie dringenden Bedarf an Ausrüstung oder Einrichtung?

Amandine: Ja, wir arbeiten derzeit daran, die Wiesen so zu gestalten, dass sichere und begehbare Wege geschaffen werden, die bei jedem Wetter begehbar sind. Wir möchten auch eine Blase oder Kuppel in einer der Wiesen anlegen. Dies würde es ermöglichen, die Pferde und die Jugendlichen während der Sitzungen unterzubringen und gleichzeitig die Interaktion in einer halboffenen und natürlichen Umgebung aufrechtzuerhalten. Die Idee ist, einen komfortablen und geschützten Raum zu bieten, ohne die Pferde von ihrer Herde entfernen zu müssen, da dies manchmal zu Stress führen kann.

Die Geschichte von Karl, dem Therapiepferd

Ein eindrucksvolles Beispiel für die therapeutische Rolle der Pferde bei Regar2moi ist die Geschichte von Karl, einem Pferd, das die Emotionen der Jugendlichen instinktiv zu verstehen scheint.

Amandine: Während einer Sitzung stand Karl plötzlich vor einem Jugendlichen, der eine imposante, aufrechte und starre Haltung einnahm und ihm dabei in die Augen sah. Der Junge, fasziniert und ein wenig eingeschüchtert, sagte schließlich, woran ihn diese Haltung erinnere: an seinen eigenen Vater, eine Figur, die ihm große Angst machte.

Dieser Austausch, der durch Karls Verhalten initiiert wurde, ermöglichte es, einen Dialog über vergrabenen Emotionen zu eröffnen. „In anderen Situationen zeigt sich Karl im Gegenteil sehr sanft und mütterlich und passt sein Verhalten an jedes Kind an. Diese Art der Interaktion veranschaulicht perfekt die Feinfühligkeit der Pferde und ihre einzigartige Rolle bei der therapeutischen Begleitung.

Die Partnerschaft mit Horse Pilot

Horse Pilot: Wie kann die Unterstützung einer Marke wie Horse Pilot für Ihren Verein einen Unterschied machen?

Amandine: Die Partnerschaft mit Horse Pilot ist uns sehr wichtig. Vor allem mit unseren Essentiel gold brown, die uns schon von weitem identifizieren. Hochwertige und ästhetische Kleidung schafft bei jungen Menschen ein echtes Zugehörigkeitsgefühl und wertet Familien auf, die in den klassischen Strukturen oft einen Mangel an Anerkennung spüren. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und gibt ihnen das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Wir legen großen Wert auf Schönheit und Qualität unseres Angebots, sei es in Bezug auf Orte, Projekte oder Kleidung. Nur weil man eine Behinderung hat, heißt das nicht, dass man keine schönen Dinge verdient!

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Die Zukunft von Regar2Moi

Horse Pilot: Welche Pläne haben Sie für die Weiterentwicklung Ihres Verbands?

Amandine: Wir haben viele laufende Projekte, wie die Gestaltung der Wiesen, die Schaffung eines geschützten Raums für die Energiearbeit mit den Pferden und die Entwicklung von Berufsprojekten für junge Menschen. Wir versuchen auch, unsere Partnerschaften zu stärken und die Öffentlichkeit stärker für unsichtbare Behinderungen und die Equitherapie zu sensibilisieren.

Horse Pilot: Wie können Pferdefreunde Ihnen helfen oder Sie unterstützen?

Amandine: Sie können uns in den sozialen Netzwerken folgen, um uns dabei zu helfen, das Bewusstsein für unsichtbare Behinderungen zu schärfen. Eine Spende über unsere Website ist ebenfalls eine Möglichkeit, uns zu unterstützen.

Schließlich sind wir offen für Kompetenzsponsoring: Einige Unternehmen ermöglichen es ihren Mitarbeitern, einen Tag für ehrenamtliche Tätigkeiten aufzuwenden, was uns eine wertvolle Hilfe ist. Auch Sachspenden, wie Reitausrüstung, können einen Unterschied machen.

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